§. 6, 4. Die Kultur der Babylonier und Assyrer. 37
brachten Karawanenzüge oder Schiffe Waren zusammen: Indien lieferte Elfenbein, Perlen, Edelsteine, Ebenholz und Zimt; Baktrien sandte Gold, aus Armenien kam Holz und Wein, aus Arabien Wolle, Tierselle und Räucherwerk. Die Babylonier kannten bereits Maße und Gewichte. Mit dem Handel schwang sich auch das Gewerbe auf. Viele der Handelsprodukte wurden durch fleißige und geschickte Hände kunstvoll verarbeitet und im Altertum hochgeschätzt. Man pries die babylonischen Gewebe, die Färbereien, die Teppiche mit eingewirkten Figuren, t>ie künstlich geschnittenen Steine, die Glas- und Broncewaren, die Salben und Wohlgerüche.
Die Religion der Babylonier und Assyrer ging früh von dem Glauben an einen Gott zur Naturreligion über. Als höchste Gottheiten verehrten sie die schaffende, erhaltende, aber auch zerstörende Naturkraft, den Licht- und Feuergott Baal (Bel), sowie dessen Gemahlin, die Mondgöttin Mylitta, die Spenderin der Fruchtbarkeit. Außerdem wurden Planetengötter unterschieden und damit das Geschick der Menschen in Beziehung gebracht. Mit der Verehrung der Götter hing eine sorgfältige Beobachtung der Sterne und ein regelmäßiger Sterndienst zusammen, welcher von einer erblichen Priesterkaste, den Magiern (auch Chaldäer genannt), ausgeübt wurde, die daneben noch Sterndeuterei (Astrologie) und Wahrsagerei trieben und dadurch auf Regierung und Volk großen Einfluß hatten.
Die Wissenschaft lag ebenfalls in den Händen der Priester. Diese erlangten durch die Beobachtung des Sternenhimmels bedeutende astronomische und mathematische Kenntnisse und legten dieselben in der Keilschrift nieder. Die Keilschrift war eine Wort- und Silbenschrift, die aus keilförmigen Strichen und Winkeln in verschiedener Größe, Lage und Zusammensetzung bestand. Sie war auf Ziegelsteinplatten eingegraben und kann jetzt entziffert werden.
Die Kunst stieg zu hoher Blüte auf. Die Baukunst schuf mächtige Tempel und Paläste mit weiten Hallen und Höfen. Das massige Mauerwerk war mit Alabasterplatten überzogen, welche mit ihren Darstellungen von Pflanzengebilden und Vorgängen aus dem häuslichen und öffentlichen Leben eine reiche Zierde bildeten. Die hölzernen Decken der Säle und Hallen wurden von schlanken Säulen getragen, deren Kapitäle mit seltsamen Tierformen geschmückt waren. Da aber das Baumaterial aus Mangel an festen Steinen in undauerhaften Ziegelsteinen bestand, so sind nur wenige Trümmer erhalten. Die Bildnerei brachte außer farbigen Thonreliefs Götterbilder mit Metallüberzügen hervor. Die Assyrer schmückten die Eingänge
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§. 8. Die Phönizier.
49
§. 8. Die Möiüm.
Das schmale Küstenland, welches den mittleren Teil des syrischen Gestades ausmacht und etwa 180 km lang und 20 bis 30 km breit ist, wurde von den Griechen Phönizien genannt. Seine Bewohner, die Phönizier, waren auf den Handel hingewiesen, zeichneten sich aber auch durch wichtige Erfindungen aus. Sie erfanden die Purpurfärberei und bildeten nach der ägyptischen Hieroglyphen-schrist die Buchstabenschrift weiter aus. Ein Schäfer, so heißt es,
hütete einst am Meeresstrande die Herde und bemerkte, wie sein Hund mit hochroter Schnauze heransprang. Bei genauerer Untersuchung fand er, daß diese herrliche Farbe von einer zerbissenen Schnecke herrührte. Die aus dieser Schnecke seitdem bereitete Farbe wurde bald hoch geschätzt und so gesucht, daß nur Könige und reiche Leute Purpurzeuge kaufen konnten. Wie die Schrift entstanden ist, wird uns nicht genau erzählt; es wird nur gesagt, daß Kadmus d. i. der Mann aus Osten (§. 12) sie nach Griechenland gebracht habe. Als Schreibmaterial benutzte man anfangs Steine, Holz, Erz, oder man schrieb auf ägyptisches Papier, auf Baumbast, Kokos- und Palmenblätter, sowie mit einem spitzen Griffel auf wächserne Tafeln. Später richtete man in Pergamon in Kleinasien Tierhäute zum Schreiben zu, die darnach den Namen Pergament führen. Unser Papier ist erst vor 500
Jahren erfunden worden. Auch die Rechenkunst, das Maß- und Gewichtswesen, sowie die Herstellung und Verwendung geprägten Geldes bildeten die Phönizier weiter aus. Ebenso wird ihnen die Erfindung des Glases zugeschrieben, die ihnen aber wohl nicht zukommt, da sie selbst solches aus Ägypten bezogen. Im Bergbau, in der Verarbeitung der Metalle, und in der Weberei, welche sie von den Babyloniern erlernt hatten, waren sie Meister.
Die Phönizier waren kluge Handelsleute, kühne Seefahrer und die Träger der Kultur vom Morgenlande nach dem Abendlande. Kein Volk der alten Welt hat so weite und so entfernte Ländergebiete kolonisiert, wie sie. Gold und Silber holten sie aus
Spanien, Zinn aus England, Bernstein von der Ostsee. Auf dem
Landwege zogen ihre Karawanen nach Ägypten, Persien, Indien, und was sie von einem Volke erstanden, das verhandelten oder vertauschten sie bei dem andern. So holten sie Räucherwerk aus Arabien und verkauften es den Griechen, Zimt, Pfauen und Affen aus Indien (Ophir?) und brachten sie den Ägyptern, wo sie feine Baumwollenzeuge und Glas dagegen einhandelten. Auf ihren Handelsreisen grün-
Casfians Weltgeschichte I. 6. Aufl. v. Ph. Beck. 4
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§. 4, 2. Die Inder: Staatswesen und Kultur. 15
und Gesprächen, die zu verschiedenen Zeiten in dasselbe eingeschoben worden sind. Am bekanntesten aus dem Epos ist die liebliche Erzählung von Nalas und Damajanti, welche mehrfach ins Deutsche übertragen worden ist. — Der Ramäjana schildert den Wandel des Rama, eines verbannten Königssohnes, der als die siebente Verkörperung des Vischnu die Bestimmung hatte, die Welt von einem bösen Riesenkönig zu erlösen, viele Thaten verrichtete, den Feind endlich bezwang und dadurch sein väterliches Reich wieder gewann.
Auf dem Gebiete des Dramas ist die Saküntala des Dichters Kalidäsa aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. zu nennen, doch waltet darin das Phantastische vor und statt der Thaten bilden zarte Empfindungen den Inhalt der Dichtung. Auch die Tierfabel und das Tierepos finden sich vor; indische Fabeln und Märchen nahmen schon früh über Persien und Arabien den Weg nach Europa.
Einzelne Zweige der Wissenschaften wurden ebenfalls gepflegt, so Grammatik, Astronomie und Heilkunde; die Algebra und unser zehnteiliges Zahlensystem stammen aus Indien und wurden durch die Araber dem Westen übermittelt.
Der Handel wurde durch Anlegung von Handelsstraßen,
Stapelplätzen und Hafenorten gefördert. Das Gewerbe blühte früh aus. Die Indier härteten Eisen zu Stahl, fertigten hochgeschätzte Metallarbeiten und Webereien in Wolle und Baumwolle. Die Ausfuhr dieser Erzeugnisse nebst den Naturprodukten: Gold, Edelgestein, Perlen, Räucherwerk und Salböl, Sandelholz und Safran brachten dem Lande reichen Gewinn; aber sie erzeugten auch Prachtliebe und Verschwendung, welche dem sittlichen Leben des Volkes nicht zur Förderung gereichten.
Die bildende Kunst der Inder weist eine große Zahl merk-
würdiger Baudenkmäler auf. Die Anregung dazu gab die Verehrung der Reliquien Buddhas; später trug auch die Brahmareligion dem Kunstsinn Rechnung. Der Buddhareligion gehört die Form des T o p e an. Dieser besteht aus einem terrassenförmigen Unterbau, über welchem sich eine Kuppel, der Dagop, erhebt, und dient zur Aufbewahrung der Buddhaheiligtümer. Der Brahmaismus schuf die Pagode, welche aus einem in zahlreichen Geschossen frei aufsteigenden Turm besteht, den eine Gruppe von Gebäuden, Kapellen, Sälen, Hallen, Gallerten rc. umschließt. Andere Bauwerke sind die Felsentempel, deren Zahl über tausend beträgt, mächtige, tief
in Felsen gehauene Räume, mit auf schweren Steinsäulen ruhenden
Deckengewölben und geschmückt mit phantastischem Bildwerk. Sie
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Extrahierte Personennamen: Ramäjana Kalidäsa
Extrahierte Ortsnamen: Europa Indien Edelgestein Räucherwerk Buddhas
Autor: Rappaport, Bruno, Lambeck, Gustav, Rühlmann, Paul
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule
Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Geschlecht (WdK): Jungen
Die Stadt Rom. wirtschaftliche und soziale Verhältnisse 17
Nero auszurichten hatte, dorthin entsandt mürbe, um Bernstein zu beschaffen. (Er durchwanderte die dortigen Handelsplätze und Gestade und brachte eine solche Menge Bernstein mit, daß in den Knoten der Hetze, die den Balkon im Zirkus vor den wilden Tieren zu schützen bestimmt sind, sich Bernstein befand, daß die Hrerta damit bestreut war, und daß die Totenbahre sowie sämtliche Ausrüstungsstücke an einem Tage von Bernstein waren, um so Abwechslung in den prunk der einzelnen Spieltage zu bringen.
Periplus 1 des Koten Meeres 49.
(Eingeführt wird an diesem Handelsplatz2 Wein, besonders italischer, laodikenischer und arabischer, ferner Kupfer, Zinn und Blei, Korallen und Topase, einfache und unechte Stoffe, buntgewebte ellenlange Gürtel, Stqray3, Itteliloton \ rohes Glas, Sandarafe5, Spießglanz6, goldene und silberne Denare, die dort Kurs haben und gegen die Landesmünze etwas Gewinn abwerfen, schließlich Salben, aber keine wertvollen und auch nicht viel. Dem dortigen Könige bringt man kostbares Silbergeschirr und der Inusik kundige junge Sklaven, ferner edlen tpein, einfache wertvolle Stoffe und ausgezeichnete Salben. Ausgeführt werden aus diesen Gegenden Harde, Kostos7, Blutegel, (Elfenbein, Gnpxe, murrinifche8 Gefäße, Lqfion9, mannigfache Leinenstoffe, Seide, Kleider aus Htalven-fasern, auch Gewebe, langer Pfeffer und was sonst von den anderen Stapelplätzen dorthin eingeführt wird.10
b) Höhepunkt der (Entwicklung unter Trajan.
Dessau, Inscriptiones Latinae 5834.
Der Imperator Cäsar Nerva Crajanus fluguftus, Sohn des verewigten Nerva, der Sieger über Germanen und Daser, oberster Priester, im fünfzehnten "Jahre seiner tribunizischen Gewalt, zum sechsten Male Imperator, zum fünften Male Konsul, der Vater des Vaterlandes, hat dadurch, daß er Arabien zur Provinz machte, einen neuen Weg von den Grenzen Syriens zum Roten Meere eröffnet und ihn durch den legatus Augusti pro praetore 11 C. Claudius Severus als Straße ausbauen lassen.
Corpus Inscriptionum Latinarum Xi 1147.
(Urkunde) über eine auf diesen Grundstücken lastende Hypothek von 1044000 Sesterzen: (aus den Zinsen dieser Summe) sollen gemäß einem Gnadenakte des edlen, großen princeps Imperator Cäsar Nerva Trajanus fluguftus, des Siegers über Germanen und Daker, Knaben und Mädchen (Erziehungsbeiträge erhalten.
1 Bericht eines ägyptischen Kaufmanns aus den siebziger Jahren des 1. Jahrhunderts ü. Chr., in dem alle auf der Fahrt nach Indien besuchten Häfen und
die dort ein- und ausgeführten Handelsartikel ausgezählt werden.
* Barygaza, jetzt Barotfch am Golf von Kambat). 3 Ein Gummiharz.
4 Wohl ägyptischer Lotos. 6 Cin arsenikalisches Crz als Farbstoff.
6 Mittel zum Färben der Augenlider und -brauen. 7 Eine dem Pfeffer
ähnliche Wurzel. 8 vielleicht Porzellan. 9 heilkräftiger Saft einer Dornenart.
10 Die außerordentlich umfangreichen Funde römischer Goldmünzen in Indien
legen beredtes Zeugnis von der Lebhaftigkeit dieses Handelsverkehrs ab. Der
starke Goldabfluß war einer der Gründe für den wirtschaftlichen Niedergang des
römischen Reiches. 11 110—111. 12 Kaiserlicher Provinzialstatthalter.
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390
Zufuhr; jetzt lassen wir Afrika und Aegypten für uns umpflügen, und
des römischen Volkes Leben ist den Zufallen der Schifffahrt preisgege-
den. « So wie es in Italien seit den letzten Zeiten der Republik kei-
nen freien Bauernstand mehr gab, so fehlte auch ein fleißiger, betrieb-
samer Mittelstand, denn fast alle Handwerke wurden von Sklaven
oder von Freigelassenen betrieben, denn ein freigeborner römischer Bürger
war viel zu stolz, als daß er von dem Ertrage eines Handwerks ge-
lebt hatte. Die Industrie und das Fabrikwesen unserer Zeit fehlte dem
alten Rom gänzlich.
Die Ausbreitung des Reiches vom Rhein und der Donau bis an
den Euphrat, und die treffliche Einrichtung der Heerstraßen (viae mi-
liiares), welche durch alle Provinzen der drei Welttheile führten, er?
öffnete aber dem Handel ein weites Feld und erleichterte seine Unter-
nehmungen. Römische Handelsschiffe besuchten alle Küsten des mittel-
ländischen und schwarzen Meeres, und vom südlichen Arabien und
Aegypten aus wurden zur See Handelsreisen bis nach Indien unter-
nommen, um Elfenbein, Schildplatt, seine Hölzer, Perlen, Edelsteine,
baumwollene und seidene Stoffe, Gewürze und andere Luxusartikel zu
holen, die dann durch Karawanen nach Alerandria, dem wichtigsten
Handelsplätze des römischen Reiches, oder nach den kleinasiatischen
Küstenstädten gebracht und von da zu Schiffe nach Rom befördert
wurden. An der Küste von Kolchis war Dioskurias, nachher Sebasto-
polis genannt, ein wichtiger Sklavenmarkt und Handelsplatz für die
kaukasischen Völker. Für den syrischen Karawanenhandel waren An-
tiochien und Seleucia bedeutende Stapelplätze. Marseille, Cadir,
Byzanz, Rhodos und viele andere Insel- und Küstenstädte hatten
einen ausgebreiteten Handel.
Der verdorbene Zustand der römischen Sitten ging aus der re-
publikanischen in die Kaiserzeit über und verschlimmerte sich in's Un-
glaubliche. Rom wurde der Mittel- und Anziehungspunkt der Laster
und Vergnügungen der besiegten Völker. Spanien, zumal Cadir,
Aegypten, Syrien, das übrige Asien, und Griechenland schickten alle
Werkzeuge und Erfindungen der Ueppigkeit und Schwelgerei nach der
Hauptstadt der Welt, in welche Alles, was verderben und verdorben
werden konnte, wie in einen Pfuhl zusammenfloß. Wer sich von jener
ungemesscnen Verschwendung und frechen Prachtliebe, jener unnatürli-
chen Ueppigkeit und unsinnigen Schlemmerei, jener üppigen Grausamkeit
und ekelhaften Verweichlichung eine genaue Vorstellung verschaffen will,
den verweisen wir auf die Schriften, worin aus gleichzeitigen Schrift-
stellern die Sitten der ersten Jahrhunderte der Kaiserherrschaft treu
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Italien Rom Rhein Donau Indien Alerandria Rom Kolchis Marseille Byzanz Rhodos Spanien Syrien Asien Griechenland
328
Zierrath in Becher, Gefäße (gemmata potoria), Leuchter und andere
Arbeiten gesetzt. Solche Gemmen schnitt man auch erhaben (Kameen),
wozu gern mehrfarbige Onyxe gebraucht wurden. Auch ganze Becher
wurden aus edlen Steinen geschnitten, aus Onyr, Krystall, Bernstein
und köstlicher Murrha, entweder einer Art Porcellan, oder chinesischem
Speckstein, oder feinem Onyr (vasa murrhina), die Pomp ejus ein-
führte. „Wir zechen, sagt Plinius, aus einem Gewühl von Edel-
stein, und verschaffen uns Kelche aus Smaragden; Gold ist bereits
ein Zusatz." Es war natürlich, daß bei der allgemeinen Kunstliebe
der Römer viele griechische Künstler, Maler, Bildhauer, Steinschneider,
in der Hauptstadt der Welt sich niederließen und vollauf Arbeit er-
hielten. Auch fehlte es nicht an Kunsthändlern. Nur in der Bau-
kunst haben die Römer selbstständigen Ruhm erlangt, obwohl ihre
frühem Werke von Etruskern ausgeführt waren. Die öffentlichen Ge-
bäude und Tempel wurden immer großartiger und prachtvoller gebaut;
die Einfachheit der Privatgebäude verschwand in Casars Zeitalter;
Mamurra hatte das erste marmorne Haus. Die Prachtliebe zeigte sich
besonders in den Villen oder Landhäusern von ungeheurem Umfang,
so daß sie den Platz für den Ackerbau Wegnahmen. Die in den
Bürgerkriegen oder durch asiatische Beute reich gewordenen römischen
Großen verwandelten damals große Strecken fruchtbaren Ackerlandes
in Teiche oder Parks zum Schmuck ihrer, mit königlicher Pracht ge-
schmückten Villen, von denen manche den Umfang einer kleinen Stadt
hatten. Daher klagte Horatius (B. Ii. Ode 15.) über die dem
Ackerbau und der einträglichen Baumzucht nachtheilige Bausucht seiner
Zeitgenossen:
„Bald laßt dem Pflug unmäßiger Konigsbau
Kaum wenig Hufen; raumiger ausgedehnt,
Als selbst Lucrinus See, sind ringsum
Leiche zu schaun, und dem öden Ahorn
Macht Platz der Ulmbaum. Auch der Violen Flor
Und Myrtenhain' und jeglicher Nasenreiz
Verbreitet Wohlgcruch, wo vormals
Lohnte mit Frucht die Olivenpflanzung.u
Die großen Mittel, welche dem römischen Staate zu Gebote
standen, benutzte derselbe aber auch zu gemeinnützigen und wahrhaft
großen Werken der Baukunst; die Heerstraßen durch alle Theile des
Reichs, Brücken und Wasserleitungen, Bäder und Theater verdienen
doch in ihren Trümmern die Bewunderung aller Zeiten. In den bil-
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§ 133. Die Mahlzeiten.
277
Endlich fehlte der Fächer (flabellum) aus Pfauenfedern oder dünnen Holzstäbchen und der Sonnenschirm (iimbella) nicht, wozu dann noch mancherlei Goldschmuck (ornamenta midiebria) an Eingen, Nadeln, Ohrgehängen, Hals- und Armbändern kam.
3. Die Stoffe der Kleider. A\ olle (lana) und Linnen (linteum) waren bis zur Kaiserzeit die vorherrschenden Stoffe. Bei der grofs-artigen Schafzucht im alten Italien mufste die Wolle ein Haupthandelsprodukt sein. Am gesuchtesten war die apulische Wolle. Diesem Stoffe zunächst steht die Leinwand, die eine reiche Industrie erzeugt hatte; denn die Alten trieben ausgedehnten Flachsbau (hnum) und lieferten in ihren Fabriken verschiedene "Sorten von Linnen und die Leinwand verdrängte teilweise die Wolle. Für die Toga blieb der Wollenstoff vorherrschend, wie es für die lunika gegen Ende der Republik die Leinwand war. Sodann fand diese ihre Verwendung zu Tisch- (mappae), Taschen- (sudaria) und Handtüchern (mantelia), zu Frauenmänteln u. a. Die feinste Leinwand war der ägyptische byssus. Baumwolle (gossypium, car-basus) hatten die Römer in den asiatischen Kriegen seit 190 v. Chr. kennen gelernt. Seidene (vestes holosericae) und halbseidene Gewänder (vestes suhsericae) trugen seit dem letzten Jahrhundert der Republik die Frauen; Kaiser schritten gegen den Gebrauch seidener Männerkleider ein *. Ziegenhaar verwendete man nur zu groben Mänteln, Decken und Filzschuhen.
§ 133. Die Mahlzeiten.
1. Arten und Tageszeiten derselben. Der Römer kannte zwar nur eine eigentliche Mahlzeit, das Hauptmahl am Nachmittag. Doch können wir der Übersicht wegen folgende Mahlzeiten unterscheiden.
a) Ientaculum (iantaculum, ientare, vom Sanskr. yantar, sich sättigen) ist ein Morgenimbifs nach dem Aufstehen. Man genofs Brot und Salz oder in Wein getauchtes Brot, getrocknete Trauben, Käse, Oliven, Milch etc.
b) Das prandium (vom clor. ~oav = -pein Gabelfrühstück um unsere Mittagszeit, d. i. um die sechste Stunde (hora sexta) der Römer. Dieses zweite Frühstück bestand entweder in kalten oder in warmen Speisen. Auf das prandium folgte die Mittags-iuhe (meridiatio); um die neunte Stunde (3 Uhr) ging man ins Bad und dann folgte
be)tccij Seide, benannt nach dem Namen des Seidenwurms, der chinesisch Sse, koreanisch Sir heifst, woraus die Griechen aiqp bildeten. Seres heilst Seidenhändler, ist also ein kaufmännischer Ausdruck.
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— 32 —
2. Der Land hand el. Dieser war nach drei Weltgegenden, nach Norden, Osten und Süden gerichtet.
a. Der nördliche Handel ging zu den Caucasus-ländern, wo sie Kupfer und Sklaven holten, welche schon damals, so wie später in der Römerzeit, wegen ihrer Körpergrösse und Schönheit beliebt waren. Aus dem Lande der Cha-lyber brachten sie Eisenwaaren und aus Armenien Pferde.
b. Der östliche Handel führte sie nach Palästina und Syrien, nach Ninive und Babylon. Palästina lieferte ihnen Wein, Oel und Balsam, namentlich aber Getreide. Aus dem durch seine Schafzucht berühmten Syrien bezogen sie Wolle. Die Strasse nach Babylon führte über Edessa, die nach Ninive über Thadmor durch die syrische Wüste.
c. Der südliche Handel berührte vornehmlich Aegypten und Arabien. Aegypten, welches ihnen von der Seeseite her verschlossen war, wurde dem Landhandel eröffnet. Zu Memphis bewohnten sogar phönizische Kaufleute ein ganzes Stadtviertel. Der Handel mit Arabien wurde durch die Midianiter und Edomiter vermittelt, welche in zahlreichen Karawanen Weihrauch und andere Erzeugnisse des gewürzreichen Landes den Phöniziern zuführten.
Die Colonien.
§. 17. Die Veranlassungen, welche die Anlage von Ansiedelungen in fremden Ländern hervorriefen, waren hier, wie in den meisten Staaten des Alterthums: a. die Ueber-völkerung des Heimathlandes, b. politische Parteiung im Innern, Seuchen, Hungersnoth und heimisches Unglück jeder Art, c. das Bedürfniss, bei dem weitausgedehnten Handel Stapelplätze zu besitzen, welche um so nöthiger erscheinen mussten, da der damalige Handel nur Tauschhandel war. Häufig wurden die Colonien aus unterworfenen Stämmen gegründet, denen dann nur ein kleiner Th eil eingeborener Phönizier beigemischt war. Die Gründungen gingen natürlich meistens nicht in friedlicher Weise vor sich; im Gegentheil mussten die umwohnenden Stämme zur Sicherung der Colonie unterworfen werden. Der grösste Theil der Ansiedelungen lag im Bereiche des mittelländischen Meeres. Auf allen Küsten dieses Meeres mit Ausnahme
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— 30 —
welches auch jetzt hartnäckigen Widerstand leistete, wurde 13 Jahre lang belagert. Diese Einschliessung, welche wohl nur als eine Absperrung von der Landseite anzusehen ist, endete mit einem Vertrage, wonach die Stadt die Herrschaft der Babylonier annahm und ihr Königsgeschlecht nach Babylon entführt ward (572). Als die babylonische Herrschaft durch die Perser gestürzt wurde, kam auch Phönizien unter persische Herrschaft, 538. — Im Ganzen war die Abhängigkeit des Landes unter der Fremdherrschaft nicht sehr drückend. Die Aegypter, welche durch den Handel der Phönizier manche wichtige Erzeugnisse erhielten, und die Perser, deren Flotte .grösstentheils aus phönizischen Schiffen bestand, gewährten ihnen mancherlei Vorrechte.
Der Handel der Phönizier.
§. 16. Die betriebsamen und unternehmenden Küsten-kananiter wrurden das Volk, welches die bisherigen Fortschritte der Menschheit in Künsten und Gewerben den Völkern des Westens übermittelte. Schon ihre Wohnsitze an der westlichen Küste Asiens befähigten sie zu dieser Vermittlerrolle zwischen dem Morgen- und Abendlande. Ihr Handel war theils Seehandel, theils Landhandel.
1. Der Seehandel. Die Phönizier wurden durch die Natur gleichsam von selbst auf die See hingewiesen. Während ihr kleines Land nur wenig Getreide hervorbrachte, erzeugte es alles zum Schiffbau Nöthige. Die Waldungen des Libanon lieferten Cedern und Cypressen, das Gebirge barg in seinem Schosse Kupfer und Eisen, und die Ebene brachte Flachs und Hanf zu Schiffstauen und Segeln in vorzüglicher Güte hervor. Dazu kam die günstige Gliederung der Küste, welche mit ihren zahlreichen kleinen Buchten und wohlgeschützten Häfen treffliche Landungsplätze bot. Endlich waren auch die von Aegypten aus nach der Küste und von da nach Cypern führenden Meeresströmungen der Entwickelung der Schiffahrt förderlich. So wandten sich denn die Phönizier, zumal sie an der Ausbreitung ihrer Herrschaft zu Lande durch die Aegypter und die Völker Mesopotamiens gehindert wurden, dem Meere zu. Anfangs war der nächste Zweck ihrer Seefahrten grösstentheils
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und unweit des persischen Meerbusens, wurde schon früh eine blühende Handelsstadt. Nach Norden sowohl als nach Osten wurden die Waaren theils auf Landstrassen, theils auf dem Euphrat und auf dem Seewege befördert. Flösse auf Schläuchen schwimmend und Kähne aus Weiden geflochten und mit Leder überzogen brachten Dattelwein und andere Erzeugnisse Assyriens und Armeniens dem üppigen Babylon zu. Wie bedeutend der Handel war, ist schon daraus zu ersehen, dass die babylonischen Masse, wie das Talent und die Mine, später in ganz Vorderasien und bei den Griechen Aufnahme fanden. Das Talent war das Gewicht eines Kubus Regenwasser von etwas mehr als 92 Pfund, welches in 60 gleiche Theile oder Minen zerlegt w'urde. — Unter den Erzeugnissen der Gewerbthätigkeit war die feine babylonische Leinwand, der Byssos, berühmt.
4. Die Wissenschaft. Die Chaldäer besassen besonders in der Sternkunde bedeutende Kenntnisse. Sie erfanden den Thierkreis oder die zwölf Sonnenhäuser, um den Stand der Sonne zu bezeichnen. Ihre astronomischen Beobachtungen waren auf Ziegelsteinen im Tempel des Bel niedergeschrieben, dessen hoher Thurm ihnen als Sternwarte diente. Aus diesen Aufzeichnungen theilt der Alexandriner Ptolemaeus die Berechnung von zehn Mondfinsternissen mit, von denen die Finsterniss des J. 721 so genau bestimmt war, dass die Berechnung nur um eine Minute abwich. Ihre Astronomie artete fber bald in Astrologie aus, indem sie aus der Stellung der Gestirne namentlich bei der Geburt eines Menschen sein späteres Schicksal weissagten. Jupiter und Venus wurden als glückbringende, Mars und Saturn als unglückbringende Planeten angesehen. Noch in der griechischen und römischen Zeit galt der Name Chaldäer als gleichbedeutend mit Astrologe und babylonische Rechnungen als die Kunst, das Schicksal des Menschen aus den Sternen zu lesen. — Eigentümlich war den Assyriern und Babyloniern der Gebrauch der Keilschrift. Die keilförmigen Zeichen wurden entweder in Steinplatten eingehauen und dann häufig mit Metall ausgefüllt, oder sie wurden auf Lehmziegel eingedrückt, welche darauf gebrannt und verglast wurden. Mit diesen Steinplatten und Ziegeln wurden besonders die Innenwände
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